Das Krebstagbuch von Dominik Albrecht

Dieses Tagbuch soll meine Verwandten und Bekannten über meine Erkrankung infomieren und die Möglichkeit bieten an meinem Schicksal teil zu haben.

Donnerstag, 1. November 2012

Heimkehr / Nebenwirkungen

Hallo Liebe Bloginteressierte

Ich bin am Dienstag aus dem Krankenhaus entlassen worden. Jetzt bleibt abzuwarten in wie weit die üblichen Nebenwirkungen auftreten. Die Medikamentöse Chemobehandlung wird mit Zytostatika, den Chemomedikament, vorgenommen. In meinem Fall sind diese Zytostatika eine Kombination aus Doxorubicin und Ifosfamid. Hier einige Informationen zu den Nebenwirkunmgen, welche ich mir vom deutschen Krebsinformationsdienst besorgt habe:

Nebenwirkungen der Chemotherapie

Die allermeisten Zytostatika sind nicht wirklich krebsspezifisch wirksam. Sie richten ihre Aktivität gegen alle besonders schnell wachsenden Gewebe.Dies bedeutet sie wirken nicht nur gegen die Krebszelle sondern gegen alle sich schnellteilenden zellen im Körper. Folgeerscheinungen können -  je nach Substanz und Dosis - daher kurzfristige Beeinträchtigungen der Schleimhäute in Mund, Rachen und Verdauungstrakt sein, sowie die von vielen Patienten besonders mit der Chemotherapie in Verbindung gebrachten Folgen auf das Haar- und Nagelwachstum. Auch die Zellen der Blutbildung im Knochenmark können durch Zytostatika beeinträchtigt werden. Dies birgt auch die größte Gefahr der Chemobehandlung.
Wie ausgeprägt die Nebenwirkungen sind, hängt allerdings von der Substanz und von der Dosis ab: Längst nicht alle Patienten sind tatsächlich von schwerwiegenden Problemen betroffen.

Haarausfall, Nagelschäden, Schleimhautprobleme

Patientinnen und Patienten, bei denen Haarausfall wahrscheinlich ist, erhalten schon vor Beginn der Therapie ein Rezept für eine Perücke. Diese sollte vom Friseur noch individuell nachgeschnitten oder gefärbt werden. Mal schaun vielleicht lege ich mir auch ne nette Perücke zu... so eine Elvistolle würde mir bestimmt gut stehen  ;-).Seltener sind Nagelveränderungen durch manche Zytostatika, doch auch diese vergleichsweise schnell nachwachsenden Zellen können betroffen sein. Besonders bei hoch dosierten Chemotherapien werden auch die Schleimhäute im Verdauungstrakt in Mitleidenschaft gezogen. Dies kann zum Beispiel bei der Therapie akuter Lymphome oder Leukämien der Fall sein. Patientinnen und Patienten, die eine adjuvante Chemotherapie erhalten, sind selten betroffen.  
Bereits relativ bald nach dem Ende einer Chemotherapie bilden sich diese Nebenwirkungen zurück: Haare wachsen wieder nach, Schäden an den Nägeln werden durch Nachwachsen geringer, und wunde Schleimhäute heilen ab. Von ernsthaften oder dauerhaften Schäden durch Zytostatika an den Haaren berichten nur sehr wenige Patienten. Mehr zum Thema Haarausfall, Haut- oder Nagelveränderungen sowie Mundpflege bei Schleimhautproblemen hat der Krebsinformationsdienst in der Rubrik "Belastende Symptome" zusammengestellt.


Blutbild


Insbesondere die Auswirkung der Behandlung auf die weißen Blutkörperchen, die für die Immunfunktion verantwortlich sind (Leukozyten), wird während einer Chemotherapie engmaschig überwacht. Ist die Immunfunktion stark eingeschränkt, müssen die Ärzte unter Umständen die Chemotherapie unterbrechen oder die zeitlichen Abstände zwischen einzelnen Chemotherapie-Zyklen verlängern: Die Infektionsgefahr steigt, wenn zu wenige Leukozyten im Blut sind. Fieber ist hier ein erstes, aber nicht das einzige Warnsignal.
Ist von vornherein zu erwarten, dass eine Chemotherapie das Immunsystem stark in Mitleidenschaft ziehen wird, kann eine stationäre Therapie im Krankenhaus erwogen werden; möglich ist auch die vorbeugende Gabe von Antibiotika. Die Bildung von Immunzellen kann bei Bedarf auch durch Wachstumsfaktoren angeregt werden.
Zu den Blutzellen, deren Nachschub aus dem Knochenmark gestört seien kann, gehören auch rote Blutkörperchen. Sie sind für den Sauerstofftransport verantwortlich. Geht die Zahl dieser Erythrozyten messbar zurück und entwickelt sich eine Anämie oder Blutarmut, spüren dies Krebspatienten je nach Konstitution an wachsender Müdigkeit und eingeschränkter Leistungsfähigkeit. Auch diese Nebenwirkung bildet sich in der Regel von allein wieder zurück. Ist sie sehr stark ausgeprägt, können Transfusionen helfen oder auch ein Wachstumsfaktor, der die Bildung der Erythrozyten anregt.
Das Knochenmark erholt sich wie andere Zellen normalerweise innerhalb weniger Wochen nach dem Ende einer Chemotherapie. Dauerhafte Einschränkungen sind selten.


Übelkeit


Nicht alle Zytostatika lösen Erbrechen aus. Die Stärke der Reaktion und der Zeitpunkt des Auftretens hängen ebenfalls von der jeweiligen Substanz ab: Fachleute sprechen von der so genannten emetogenen Potenz eines Zytostatikums.
Heute erhalten Patienten – falls erforderlich - gleichzeitig mit der Chemotherapie Mittel zur Unterdrückung der Reaktion. Diese dürfen nicht nur bei Bedarf eingenommen werden, sondern sollten vor allem vorbeugend eingesetzt werden. Da bei der Entstehung von Übelkeit auch die Psyche eine Rolle spielt, verhindert die prophylaktische Gabe unbewusste Lernreaktionen des Körpers nach dem Muster "Chemotherapie = Erbrechen". Beachtet man diese Vorgaben, sind anhaltende und nicht beherrschbare schwere Übelkeit und starkes Erbrechen während einer Chemotherapie eher selten.
Tipps zur Abhilfe bei Unwohlsein und zur Ernährung während einer Krebstherapie hat der Krebsinformationsdienst in eigenen Texten zusammengestellt.


Spätfolgen: Womit müssen Krebspatienten rechnen?


Die allermeisten Folgen einer Chemotherapie klingen nach kurzer Zeit ab. Trotzdem  gibt es eine wachsende Diskussion um Spätschäden durch Zytostatika. Sie wurde vor allem durch die großen Erfolge der Chemotherapie bei Kindern und Jugendlichen mit Krebs angestoßen:
Während die Mehrzahl aller Krebspatienten aufgrund eines meist schon höheren Alters wenig Angst vor Spätschäden haben muss, fallen bei jungen Patienten mit hoher Lebenserwartung langfristige Folgen deutlich ins Gewicht.
In der Forschung spielt die Diskussion um Spätfolgen einer Chemotherapie inzwischen aber für alle Patienten eine größere Rolle.



Zweittumoren

Als Spätfolge wird unter anderem die Gefahr eines so genannten Zweittumors diskutiert. Viele Zytostatika können, wenn auch mit großem zeitlichem Abstand, selbst Krebs fördern. Hinzu kommt das Risiko durch eine Bestrahlung, die ebenfalls langfristige Folgen haben kann, aber nicht muss.
Das Risiko für eine Zweiterkrankung ist jedoch außerordentlich unterschiedlich verteilt und insgesamt betrachtet eher gering. Welche Erkrankung womit behandelt wurde, spielt eine entscheidende Rolle. Auch angeborene individuelle Stoffwechseleigenschaften beeinflussen das Risiko. Pauschale Aussagen sind kaum möglich. Hier kann nur der behandelnde Arzt vorab aufklären!
Was geheilte Krebspatienten nicht vergessen dürfen: Ihr Basisrisiko, unabhängig vom Einfluss einer Chemotherapie oder  einer Bestrahlung an einem anderen, neuen Tumor zu erkranken, bleibt wie bei Gesunden vorhanden.


Neurotoxizität, Kardiotoxizität, andere Spätfolgen an Organen


Einige Zytostatika können länger anhaltende oder dauerhafte Gewebeschäden hervorrufen.
Bekannt ist beispielweise von einigen Substanzen ein gewisses Risiko von Nervenschäden. Sie führen zu Problemen mit dem Tast- und Berührungssinn oder auch dem Hautgefühl oder zu unangenehmem Kribbeln und Schmerzen. Fachsprachlich sind solche Zytostatika neurotoxisch.
Derzeit noch unklar ist aus wissenschaftlicher Sicht eine eventuell neurotoxische Wirkung auf das Zentralnervensystem. Ob es das von amerikanischen Patienten erstmals so bezeichnete "Chemo-Brain" tatsächlich gibt, ob Zytostatika also auch die Hirnleistung direkt beeinflussen, ist noch unklar. Grundsätzlich kann nicht ausgeschlossen werden, dass einige Zytostatika die Leistungsfähigkeit des Gehirns beeinträchtigen. Die Mischung aus Merkfähigkeits- und Gedächtnisstörungen, leichter Ablenkbarkeit und Wortfindungsstörungen, die zuerst von Frauen aus den USA im Rahmen der Chemotherapie einer Brustkrebsbehandlung beschrieben wurden, ist bisher aber nur wenig untersucht. Dieser "Nebel im Kopf", wie er von einigen Betroffenen genannt wurde, beginnt demnach meist am zweiten Tag nach einer chemotherapeutischen Behandlung und bessert sich innerhalb der nächsten drei Tage wieder. Längerfristige Einschränkungen gehen dagegen eher mit Symptomen einer Fatigue einher.
Als kardiotoxisch werden Substanzen bezeichnet, die Herzmuskelzellen schädigen. Seltener wirkt eine Chemotherapie nephrotoxisch, damit ist eine Einschränkung der Nierenfunktion gemeint.
Wie hoch die Wahrscheinlichkeit dieser Nebenwirkungen ist, kann nur der behandelnde Arzt sagen. Eingesetzt werden Zytostatika mit einem solchen Risikoprofil grundsätzlich nur, wenn es keine gleichwertige Möglichkeit der Linderung oder Heilung gibt.


Müdigkeit, Erschöpfung, Depression


Noch vor wenigen Jahren gingen Experten davon aus, dass die typische Müdigkeit vieler Krebspatienten auf eine Störung der Blutbildung durch Zytostatika zurückzuführen sei: Die  Chemotherapie beeinträchtigt  auch die Bildung der Sauerstoff transportierenden roten Blutkörperchen, was sich am Absinken des Hämoglobin-Wertes im Blut zeigt und als Anämie oder Blutarmut bezeichnet wird.
Heute weiß man, dass das Phänomen der so genannten Fatigue weit komplexer ist und dass auch die Frage der Krankheitsverarbeitung eine Rolle spielt. Vor allem bei lang anhaltender Erschöpfung haben die meisten Patienten gar keine nachweisbare Anämie, so dass eine Behandlung zum Beispiel mit Wachstumsfaktoren der Blutbildung als Fatigue-Therapie nicht in Frage kommt. Schonen und Ruhe haben sich zudem als falsche Strategie erwiesen - heute wird Krebspatienten eher zu Sport und Bewegung geraten.


Ich hatte Euch ja gewarnt, dass der Post über die Nebenwirkungen etwas länger ausfällen könnte.  Interessant finde ich den Abschnitt über die Zweittumorerkrankung. Ist schon etwas paradox, dass die Medikamente mit denen man den Krebs bekämpft das Risiko einer späteren Krebserkrankung erhöhen. Vor allem wie in meinem Fall, wenn es sich um relativ junge Patienten handelt. Des Weiteren haben mir die Ärzte im Krankenhaus gesagt, dass jeder Mensch nur eine gewisse Maximaldosis von diesesn Zytostatikern verträgt. Dass bedeutet, dass bei einer späteren Krebserkrankung genau geprüft werden muss welche Medikamente und in welchen Mengen der Patient schon einmal verabreicht bekommen hat. Somit ist unter Umständen eine optimale Behandlung einer späteren Krebserkrankung nicht mehr gewährleistet. Aber mit so einen Mist beschäftige ich mich dann wenn es so weit ist.

Die einzige Nebenwirkung mit der ich bisher zu kämpfen hatte, waren die Auswirkungen auf mein Nervensystem. Hatte wirklich mehrere Tage das Gefühl neben mir zu stehen. Wird aber von Tag zu Tag besser. Womit ich im Moment auch noch zu kämpfen habe sind diese blöden Rückenschmerzen. Bisher habe ich gedacht, dass die Rückenschmerzen von dem vielen liegen und der fehlenden Bewegung im Krankenhaus kommen. Bin mir diesbezüglich aber nicht mehr so sicher, da ich mich hier zu Hause schon mehr bewege und die Rückenschmerzen einfach nicht besser werden wollen. Außerdem hatte ich gedacht wenn ich wieder zu Hause bin wieder richtig gut durchschlafen zu können. Pustekuchen. Obwohl ich mir eine neue Matratze gekauft habe, und die Bedingungen hier zu Hause natürlich auch einbischen besser sind als im Krankenhaus, wache ich immer noch 3-4 mal in der Nacht auf und kann nur schwer wieder einschlafen. Leide wohl doch einbischen unter Schlafstörungen. Was übrigens auch wieder eine Nebenwirkung ist.

Aber ich will mich gar nicht groß beklagen. Im großen und ganzen kann ich sagen, dass ich trotz der hohen Medikation,  die Chemo ganz gut vertrage. Auch die Ärzte sind sehr überrascht wie gut ich die doch sehr starke Chemotherapie vertrage. Jetzt bleibt nur noch zu hoffen, dass sie auch entsprechende Wirkung zeigt und der Tumor kleiner wird.
Nach der 2. Therapie wird wieder ein MRT vom Knie gemacht um zu Beurteilen in wie weit der Tumor geschrumpft ist. Das Problem mit diesen Weichteilsarkomen ist, dass einige davon resistent sind gegen medikamentöse Chemobehandlung. Aber jetzt mal nicht wieder schwarz sehen. Abwarten und gucken was kommt.

So, jetzt widme ich mich erstmal wieder meinen Rückenschmerzen und gönne mir ne Ladung Schmerzmittel. Hoffentlich wird dass in den näcsten Tagen besser.

Ganz Liebe Grüße an ALLE



4 Kommentare:

  1. Monika - List Bau2. November 2012 um 09:25

    Lieber Dominik,

    Hut ab vor deinem Mut so detailliert über deine Gedanken und Ängste zu sprechen,

    Hut ab vor dem Wissen über deine Diagnosen, deine Behandlung und die Auswirkungen der Therapie,

    Hut ab vor deiner mentalen Stärke

    Ich wünsche dir eine gute (ohne Rückenschmerzen), erholsame (mit mehr Schlaf) und kraftsammelnde Zeit zu Hause.

    Ganz ganz liebe Grüsse
    und weiter so
    Monika

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    1. Hallo Monika!

      Vielen Dank.
      Über meine Gedanken und Ängste mit Euch zu sprechen und Sie mit Euch zu teilen tut auch mir gut. Ich denke es ist besser sich offensiv mit dem Thema zu beschäftigen anstatt es in sich hinein zu fressen und zu versuchen alleine damit klar zu kommen.

      Ich bin Euch allen sehr dankbar für Eure Unterstützung.

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  2. War schön, dass Du heute da warst. Wenn was ist, weißt Du ja wie Du mich bekommst.

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  3. ...meine Güte, am Ende so einer Litanei von Nebenwirkungen mag man ja gar nicht mehr darüber nachdenken. Am Ende kehrst Du dem Bauen noch den Rücken und wirst Pharmakologe! ;-)
    Du bist stärker als die Chemie!
    KL

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